Ohme Früchting: Unterschied zwischen den Versionen

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In der Festschrift des Schützenvereins Ellewick/Crosewick e.V. hat Herman Terhalle Anton Früchting (1857-1933) ein Kapitel gewidmet.
(Kapitel 10: Der Bauer Hermann Anton Früchting und das Herz-Jesu-Kloster, S. 74-80)
== Eine kleine Geschichte von Ohme Früchting vor der Übergabe des Hofes ==
== Eine kleine Geschichte von Ohme Früchting vor der Übergabe des Hofes ==


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=== Aufgeschrieben von Johann Waning im August 2004 ===
=== Aufgeschrieben von Johann Waning im August 2004 ===
[[Datei:Anton-Früchting.jpg|mini]]




Ohme Früchting hatte einen Hof von ca. 460 Morgen, der zweitgrößte in Ellewick. Er hatte als Erster ein Telefon. Anton Früchting war ein schlauer Mann. Als Ohme Früchting tot war, sagte Bernd Walfort (Köhnert) aus Ellewick, der auch sehr klug war, hätte ich doch jetzt seinen Kopf.  
"Ohme Früchting hatte einen Hof von ca. 480 Morgen, der zweitgrößte in Ellewick. Er hatte als Erster ein Telefon. Anton Früchting war ein schlauer Mann. Als Ohme Früchting tot war, sagte Bernd Walfort (Köhnert) aus Ellewick, der auch sehr klug war, hätte ich doch jetzt seinen Kopf.  


Auf dem Hof arbeiteten einige Knechte und Mägde, darunter auch meine Mutter. Des Weiteren war auch die Schwester von Ohme, Drücken genannt und Maria Wigger-Bengfort auf dem Hof beschäftigt. Tante Drücken war eine sehr fromme und gutherzige Frau. Mein Vater hat öfter erzählt, dass er nach seinem Urlaub, wenn er wieder in den Krieg musste, einige Pakete Butter von Tante Drücken bekam.
Auf dem Hof arbeiteten einige Knechte und Mägde, darunter auch meine Mutter. Des Weiteren war auch die Schwester von Ohme, Drücken genannt und Maria Wigger-Bengfort auf dem Hof beschäftigt. Tante Drücken war eine sehr fromme und gutherzige Frau. Mein Vater hat öfter erzählt, dass er nach seinem Urlaub, wenn er wieder in den Krieg musste, einige Pakete Butter von Tante Drücken bekam.


Wenn die Arbeiter das Frühstück eingenommen hatten, gingen sie aufs Feld. Die Mägde mussten dann abräumen, wobei es meistens sehr lustig unter Gesang zuging. Es dauerte nicht lange, dann rief Ohme aus seinem Schlafzimmer, das direkt an der Küche lag, singt doch mal das Lied: „Maria zu lieben“.
Wenn die Arbeiter das Frühstück eingenommen hatten, gingen sie aufs Feld. Die Mägde mussten dann abräumen, wobei es meistens sehr lustig unter Gesang zuging. Es dauerte nicht lange, dann rief Ohme aus seinem Schlafzimmer, das direkt an der Küche lag, „Singt doch mal das Lied: ''Maria zu lieben''“.


Schlief morgens etwas länger Punkt meine Mutter war zuständig für sein Schlafzimmer. Es gab noch keine Matratzen und auch keine Wasserbetten. Sein Bett war mit Stroh gefüllt, so wie es überall üblich war. Ohme lag mit den Beinen schräg hoch, den Po in einer Kuhle und den Oberkörper schräg nach oben. Wichtig war auch, dass die Tür immer einen Spalt offen blieb, damit er alles mithören konnte. Nach der Ernte wurde sein Bett mit frischem Stroh gefüllt. Nicht selten hatte eine Maus ihre Jungen im Bett großgezogen.
Ohme Früchting schlief morgens etwas länger. Meine Mutter war zuständig für sein Schlafzimmer. Es gab noch keine Matratzen und auch keine Wasserbetten. Sein Bett war mit Stroh gefüllt, so wie es überall üblich war. Ohme lag mit den Beinen schräg hoch, den Po in einer Kuhle und den Oberkörper schräg nach oben. Wichtig war auch, dass die Tür immer einen Spalt offen blieb, damit er alles mithören konnte. Nach der Ernte wurde sein Bett mit frischem Stroh gefüllt. Nicht selten hatte eine Maus ihre Jungen im Bett großgezogen.


Ohme Früchting war ein tiefgläubiger Mann. Freitags war bei Früchting strenger Fasttag, so wie es überall Sitte war. Ende der Woche hatte Ohme oft noch viel zu erledigen. Er ließ sein Pferd vor die Kutsche spannen und die Fahrt führte nach Vreden. Die Besorgungen dauerten meistens den ganzen Tag und wenn es an einem Freitag war, was ihm sehr gelegen kam, aß er in der Gaststätte Degener ein gutes fleischhaltiges Menü.
Ohme Früchting war ein tiefgläubiger Mann. Freitags war bei Früchting strenger Fasttag, so wie es überall Sitte war. Ende der Woche hatte Ohme oft noch viel zu erledigen. Er ließ sein Pferd vor die Kutsche spannen und die Fahrt führte nach Vreden. Die Besorgungen dauerten meistens den ganzen Tag und wenn es an einem Freitag war, was ihm sehr gelegen kam, aß er in der Gaststätte Degener ein gutes fleischhaltiges Menü.
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Erwähnen möchte ich auch noch, dass mein Vater an einem Sonntag, zu Ohme ging um ein Rind zu kaufen. Ohme meinte, er könne sich im Stall mal umsehen. Sollte dir ein Rind zusagen, dann komme wieder. Mein Vater sagte, kaufen möchte ich an einem Sonntag nicht, das bringt kein Glück. Darauf antwortete Ohme, wenn man seine kirchlichen Sonntagspflichten nachgekommen ist, dann kann man ruhig handeln.
Erwähnen möchte ich auch noch, dass mein Vater an einem Sonntag, zu Ohme ging um ein Rind zu kaufen. Ohme meinte, er könne sich im Stall mal umsehen. Sollte dir ein Rind zusagen, dann komme wieder. Mein Vater sagte, kaufen möchte ich an einem Sonntag nicht, das bringt kein Glück. Darauf antwortete Ohme, wenn man seine kirchlichen Sonntagspflichten nachgekommen ist, dann kann man ruhig handeln.


So ging das Leben von Tag zu Tag weiter und Ohme wurde immer älter. Bis ihm eines Tages der Gedanke kam, ich habe viel geschafft. Aber eines hab ich falsch gemacht, ich hätte heiraten sollen, so wäre der Hofname Früchting geblieben. Er dachte bei sich, wenn ich auch schon ein bisschen älter bin, so ist es doch noch nicht zu spät. In der Vergangenheit hatte er sich wenig für Frauen interessiert. Plötzlich kam ihm in den Sinn, dass ist es in Crosewick bei Willer noch eine Tante „Jannörken“ (Johanna) gibt. Diese war auch schon ein bisschen auf die Jahre. Laut Erzählung, hatte Ohme Früchting Jannörken per Brief einen Heiratsantrag unterbreitet. Ohme war bei Willer herzlich willkommen. In der Nachbarschaft ging das Gerücht um, Ohme will noch heiraten und wir bekommen noch Brutlachte (Hochzeit). Das ging lange Zeit gut. Bis eines Abends Jannörken meinte, lieber Anton, wir beide sind doch schon zu alt zum Heiraten und eine Familie zu gründen. Der Zug ist doch längst abgefahren. Schweren Herzens ging Ohme nach Hause. Das Sprichwort heißt ja „Der Mensch denkt Gott lenkt.“
So ging das Leben von Tag zu Tag weiter und Ohme wurde immer älter. Bis ihm eines Tages der Gedanke kam, ich habe viel geschafft. Aber eines hab ich falsch gemacht, ich hätte heiraten sollen, so wäre der Hofname Früchting geblieben. Er dachte bei sich, wenn ich auch schon ein bisschen älter bin, so ist es doch noch nicht zu spät. In der Vergangenheit hatte er sich wenig für Frauen interessiert. Plötzlich kam ihm in den Sinn, dass ist es in Crosewick bei Wilder noch eine Tante „Jannörken“ (Johanna) gibt. Diese war auch schon ein bisschen auf die Jahre. Laut Erzählung, hatte Ohme Früchting Jannörken per Brief einen Heiratsantrag unterbreitet. Ohme war bei Wilder herzlich willkommen. In der Nachbarschaft ging das Gerücht um, Ohme will noch heiraten und wir bekommen noch Brutlachte (Hochzeit). Das ging lange Zeit gut. Bis eines Abends Jannörken meinte, lieber Anton, wir beide sind doch schon zu alt zum Heiraten und eine Familie zu gründen. Der Zug ist doch längst abgefahren. Schweren Herzens ging Ohme nach Hause. Das Sprichwort heißt ja „Der Mensch denkt Gott lenkt.“


Lange hatte Ohme überlegt, was nun? Da kam ihm der Gedanke, ich verschenke meinen ganzen Besitz an die Bischöfliche Anstalt Münster. So gedacht, so getan. Verschenkt hat er das gesamte Anwesen nicht, sondern für wenig Geld verkauft mit totem und lebenden Inventar. Durch diese Regelung ist ein enormer Erbschaftssteuerbetrag eingespart worden.“
Lange hatte Ohme überlegt, was nun? Da kam ihm der Gedanke, ich verschenke meinen ganzen Besitz an die Bischöfliche Anstalt Münster. So gedacht, so getan. Verschenkt hat er das gesamte Anwesen nicht, sondern für wenig Geld verkauft mit totem und lebenden Inventar. Durch diese Regelung ist ein enormer Erbschaftssteuerbetrag eingespart worden.“


(Johann Waning, 2004)
(Johann Waning, 2004)

Aktuelle Version vom 21. Oktober 2025, 17:05 Uhr

In der Festschrift des Schützenvereins Ellewick/Crosewick e.V. hat Herman Terhalle Anton Früchting (1857-1933) ein Kapitel gewidmet.

(Kapitel 10: Der Bauer Hermann Anton Früchting und das Herz-Jesu-Kloster, S. 74-80)


Eine kleine Geschichte von Ohme Früchting vor der Übergabe des Hofes

Überliefert vom Nachbar Josef Waning-Tegler (Hasebuer) geb. 23.11.1885

Aufgeschrieben von Johann Waning im August 2004


"Ohme Früchting hatte einen Hof von ca. 480 Morgen, der zweitgrößte in Ellewick. Er hatte als Erster ein Telefon. Anton Früchting war ein schlauer Mann. Als Ohme Früchting tot war, sagte Bernd Walfort (Köhnert) aus Ellewick, der auch sehr klug war, hätte ich doch jetzt seinen Kopf.

Auf dem Hof arbeiteten einige Knechte und Mägde, darunter auch meine Mutter. Des Weiteren war auch die Schwester von Ohme, Drücken genannt und Maria Wigger-Bengfort auf dem Hof beschäftigt. Tante Drücken war eine sehr fromme und gutherzige Frau. Mein Vater hat öfter erzählt, dass er nach seinem Urlaub, wenn er wieder in den Krieg musste, einige Pakete Butter von Tante Drücken bekam.

Wenn die Arbeiter das Frühstück eingenommen hatten, gingen sie aufs Feld. Die Mägde mussten dann abräumen, wobei es meistens sehr lustig unter Gesang zuging. Es dauerte nicht lange, dann rief Ohme aus seinem Schlafzimmer, das direkt an der Küche lag, „Singt doch mal das Lied: Maria zu lieben“.

Ohme Früchting schlief morgens etwas länger. Meine Mutter war zuständig für sein Schlafzimmer. Es gab noch keine Matratzen und auch keine Wasserbetten. Sein Bett war mit Stroh gefüllt, so wie es überall üblich war. Ohme lag mit den Beinen schräg hoch, den Po in einer Kuhle und den Oberkörper schräg nach oben. Wichtig war auch, dass die Tür immer einen Spalt offen blieb, damit er alles mithören konnte. Nach der Ernte wurde sein Bett mit frischem Stroh gefüllt. Nicht selten hatte eine Maus ihre Jungen im Bett großgezogen.

Ohme Früchting war ein tiefgläubiger Mann. Freitags war bei Früchting strenger Fasttag, so wie es überall Sitte war. Ende der Woche hatte Ohme oft noch viel zu erledigen. Er ließ sein Pferd vor die Kutsche spannen und die Fahrt führte nach Vreden. Die Besorgungen dauerten meistens den ganzen Tag und wenn es an einem Freitag war, was ihm sehr gelegen kam, aß er in der Gaststätte Degener ein gutes fleischhaltiges Menü.

Erwähnen möchte ich auch noch, dass mein Vater an einem Sonntag, zu Ohme ging um ein Rind zu kaufen. Ohme meinte, er könne sich im Stall mal umsehen. Sollte dir ein Rind zusagen, dann komme wieder. Mein Vater sagte, kaufen möchte ich an einem Sonntag nicht, das bringt kein Glück. Darauf antwortete Ohme, wenn man seine kirchlichen Sonntagspflichten nachgekommen ist, dann kann man ruhig handeln.

So ging das Leben von Tag zu Tag weiter und Ohme wurde immer älter. Bis ihm eines Tages der Gedanke kam, ich habe viel geschafft. Aber eines hab ich falsch gemacht, ich hätte heiraten sollen, so wäre der Hofname Früchting geblieben. Er dachte bei sich, wenn ich auch schon ein bisschen älter bin, so ist es doch noch nicht zu spät. In der Vergangenheit hatte er sich wenig für Frauen interessiert. Plötzlich kam ihm in den Sinn, dass ist es in Crosewick bei Wilder noch eine Tante „Jannörken“ (Johanna) gibt. Diese war auch schon ein bisschen auf die Jahre. Laut Erzählung, hatte Ohme Früchting Jannörken per Brief einen Heiratsantrag unterbreitet. Ohme war bei Wilder herzlich willkommen. In der Nachbarschaft ging das Gerücht um, Ohme will noch heiraten und wir bekommen noch Brutlachte (Hochzeit). Das ging lange Zeit gut. Bis eines Abends Jannörken meinte, lieber Anton, wir beide sind doch schon zu alt zum Heiraten und eine Familie zu gründen. Der Zug ist doch längst abgefahren. Schweren Herzens ging Ohme nach Hause. Das Sprichwort heißt ja „Der Mensch denkt Gott lenkt.“

Lange hatte Ohme überlegt, was nun? Da kam ihm der Gedanke, ich verschenke meinen ganzen Besitz an die Bischöfliche Anstalt Münster. So gedacht, so getan. Verschenkt hat er das gesamte Anwesen nicht, sondern für wenig Geld verkauft mit totem und lebenden Inventar. Durch diese Regelung ist ein enormer Erbschaftssteuerbetrag eingespart worden.“

(Johann Waning, 2004)